Studierende wurden zu lange ignoriert: Kundgebung vor dem nordrhein-westfälischen Landtag am 23.06.2021


Am 23.06.2021 wird im Landtag Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf ein Antrag der SPD-Fraktion zur Lage der Studierenden während der Corona-Pandemie diskutiert. Er beinhaltet Forderungen nach flächendeckenden Hilfsangeboten für Studierende. Dies nehmen die bundesweite Studierendenvertretung fzs (freier zusammenschluss von student*innenschaften), die landesweite Studierendenvertretung LAT NRW (Landes-ASten-Treffen NRW) sowie viele lokale Studierendenvertretungen zum Anlass, im Rahmen einer Kundgebung auf die desolate Lage der Studierenden in der Pandemie aufmerksam zu machen.

“Der fzs begrüßt die Initiative der SPD-Landtagsfraktion, die Lage der Studierenden endlich in den Blick zu nehmen. Denn die Pandemie und die damit zusammenhängenden Lockdowns führen zu einer verstärkten ökonomischen Unsicherheit, psychischer Belastung unter Studierenden und gegebenenfalls einer Verlängerung des Studiums”, sagt Carlotta Kühnemann, Vorstandsmitglied des fzs, und ergänzt: „Der Antrag kommt allerdings zu spät. Seit über einem Jahr herrscht die Pandemie vor, aber die Situation der Studierenden blieb unverändert. Wir fühlen uns nicht gehört und vergessen.“

Amanda Steinmaus vom LAT NRW fügt hinzu: „Armin Laschet ist es wichtiger, überstürzt die Präsenzlehre an NRW-Hochschulen wieder zu erlauben, anstatt Studierenden die notwendigen Hilfen zu eröffnen: Es braucht Impf- und Testangebote sowie finanzielle Hilfe vom Land und psychologische Konzepte für die Hochschulen. Insbesondere Studierende aus Arbeiter*innen-Familien haben in der Pandemie stark gelitten und mussten sich vielfach exmatrikulieren oder Schulden aufnehmen. Alle vorangegangenen Bemühungen um mehr Bildungsgerechtigkeit werden so zerstört.“

“Wir hören immer wieder von Studierenden, die im vergangenen Jahr teilweise mehrfach ihren Nebenjob verloren haben. Eine jüngst vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) veröffentlichte Studie [1] spricht von 40 Prozent der erwerbstätigen Studierenden, deren Einkommenssituation sich verschlechtert hat. In Köln arbeiteten vor der Pandemie ca. 80 Prozent der Studierenden neben dem Studium [2], viele davon sind aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten auf das Einkommen dringend angewiesen. Die Pandemie hat gezeigt, wie brüchig das soziale Sicherungssystem für Studierende ist”, sagt Jan Gärtner, Referent für Politik des AStA der Universität zu Köln. “Wir brauchen eine dringende Reform der Studienfinanzierung. Dazu gehört eine BAföG-Reform und natürlich bezahlbarer Wohnraum, gerade in den Großstädten.”

Die Kundgebung wird am Mittwoch, 23.06.2021, um etwa 15:30 Uhr auf der Wiese vor dem Landtag in Düsseldorf beginnen und etwa bis 17:00 Uhr dauern.

[1] Becker, K., & Lörz, M. (2020). Studieren während der Corona-Pandemie: Die finanzielle Situation von Studierenden und mögliche Auswirkungen auf das Studium. (DZHW Brief 09|2020). Hannover: DZHW.
[2] Schirmer, H. (2018). Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Köln 2016. Regionalauswertung der 21. Sozialerhebung des DSW durchgeführt vom DZHW für das Kölner Studierendenwerk. Köln: Kölner Studierendenwerk


AutorIn: Julius Fiedler

22. Juni 2021